Zunftkluft für die Tippelei
Auf der Walz (auch Tippelei genannt) tragen Handwerker eine traditionelle Kluft. Zu der Zunftbekleidung der Wanderergesellen gehören verschiedene Accessoires, wie die sogenannte Ehrbarkeit, der Charlottenburger und das Wanderbuch. Hinzu kommen ein goldener Ohrring, der Stenz sowie die Zunftuhrkette.
Die Ehrbarkeit ist ein Stück Stoff, ähnlich einer Krawatte, gefärbt in der jeweiligen Zunftfarbe. Vielfach wird die Ehrbarkeit mit einer zusätzlichen goldenen Nadel verziert.
Der Charlottenburger ist ein Tuch, welches in der Regel quadratisch, ungefähr 88 × 88 cm groß und mit Wappen bedruckt ist. In den Charlottenburger werden vielfach weiterer Arbeitskleidung und sonstige Habseligkeiten für den Transport eingewickelt. Die Befestigung erfolgt in der Regel mit einem Lederriemen, manchmal am Stenz.
Als Stenz bezeichnet man den Wanderstab von Gesellen auf der Walz. Bei dem Stenz handelt es sich traditionell um einen in der Natur gewachsenen Stock, der in einem frühen Stadium des Wachsens von einer Schlingpflanze umwunden wurde. Dieser Umstand verleiht dem Stenz seine typische, geschwungene Form.
Mit der Zunftuhrkette wird nach altem Brauch eine Taschenuhr an der Dachdeckerweste befestigt. An der Zunftuhrkette werden traditionell Embleme mit den Wappen der Städte befestigt, in denen der Geselle während seiner Walz Arbeit gefunden hat.
Ein Ohrring aus Gold ist der einzige Schmuck, den Handwerker während der Tippelei tragen dürfen. Gold hat seit Jahrtausenden immer einen gewissen Wert behalten und eignet sich deshalb hervorragend als „Notgroschen“. Im schlimmsten Fall wurde der Goldohrring in früheren Zeiten verwendet, um die Beerdigung des Wandergesellen zu bezahlen. Wurde die Tippelei zu früh beendet (also bevor der geforderte Zeitraum von drei Jahren und einem Tag vollendet war) oder hat sich der Geselle auf andere Weise unehrenhaft verhalten, so wurde früher der goldene Ohrring aus dem Ohr herausgerissen. Von diesem doch recht martialischen Brauch stammt auch die Bezeichnung „Schlitzohr“.
Das Wanderbuch ist ein wichtiges Erinnerungsstück. Gesellenvereinigungen haben oftmals standardisierte Bücher, die von Gesellen genutzt werden, die in einem entsprechenden Schacht reisen. Dort werden ausschließlich Arbeitszeugnisse sowie die Städtesiegel der besuchten Ortschaften eingetragen, sofern bei dem jeweiligen Bürgermeister mit dem traditionellen Handwerksgruß vorgesprochen wurde. Oftmals wird noch ein zweites, privates Wanderbuch geführt. Die Gesellen machen dabei selbst keine Eintragungen, entscheiden aber selbst, wer dies aus welchem Anlass tun kann.
In der Reportage „Die Walz – Eine jahrhundertealte Tradition wird noch immer gelebt“ aus der Reihe „Made in Germany“ von DW – Deutsche Welle, erfährt man mehr über die Gesellen unterschiedlicher Handwerksberufe, auf der Walz. Dazu gehören auch ihre Habseligkeiten, wie Stenz, Ehrbarkeit, Ohring und Charlottenburger.