Als ich an einem so schönen Sonntagmorgen
vor meiner Eltern wohl Haustür stand
Ei sieh, da kam ein so schöner, schöner Jüngling
der setzt sich nieder wohl auf meinen Schoss
Er wollt mich lieben, ich wollt´s nicht haben
weil ich das Lieben noch nicht verstand
Herzgeliebtes Madel lasse du dir´s sagen
ich bin der Lehrmeister aus Paris
Ich schlich mich leise wohl auf ihr Kämmer-Kämmerlein
so dass der Vater es nicht vernahm
Aber ach, die Mutter sie wirds schon wissen
denn sie weiss ja was lieben-schieben heisst
Am andere´n Morgen, da weckt mich die Mutter
herzgeliebtes Madel, steh´du nur auf
Herzgeliebte Mutter, lasse du mich schlaf
denn ich habe heute Nacht das Liebe-Schieben gelernt
Wer war der Heuchler, wer war der Schmeichler
der dich verführt dein junges frisches Blut?
Es war kein Heuchler und kein Schmeichler
es war ein jung fremd Zimmergesellenblut
Die erste Liebe sie kommet ja von Herzen
die erste Liebe sie brennt ja so heiss
Aber ach, wie glücklich ist so ein fremder Zimmerergeselle
der niemals weiss, was kohldampfschieben heisst.
Das Handwerkerlied „Als ich an einem so schönen Sonntagmorgen“ stammt aus der Zeit des Deutschen Kaiserreiches (1871-1918). Textlich ähnelt es stark einem anderen Volkslied mit gleichem Titel, welches aber auch unter der Bezeichnung „Lehrmeister aus Paris“ bekannt ist. Es war im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet und wurde unter anderem in der Weltkriegs-Liedersammlung von 1926 veröffentlicht. Informationen über die zugehörige Melodie sowie den Verfasser des Textes sind nicht überliefert.
Als ich an einem Sommerabend / Lehrmeister aus Paris
vor meiner Eltern Haustür saß
da kam ein Jüngling, ein schöner Jüngling
und setzt´ sich nieder auf mein Schoß
da kam ein Jüngling, ein schöner Jüngling
und setzt´ sich nieder auf mein Schoß
Er wollt´ mich lieben
ich wollt´s nicht leiden
weil ich das Lieben noch nicht verstand
Ach hübsches Mädchen, ich will´s dich lehren
denn ich bin der Lehrmeister aus Paris
Er schlich sich leise
wohl in die Kammer
so daß der Vater es nicht vernahm
Ach, ach die Mutter, die liebe Mutter
die weiß schon längst was Lieben heißt
Am andern Morgen
da sprach die Mutter
steh auf, steh auf du Tochter mein
Ach, liebe Mutter,
laß mich noch schlafen
denn ich hab die Nacht das Lieben gelernt
Da sprach die Mutter
Wo ist der Heuchler
der dir verführet dein junges, junges Blut
Er ist kein Heuchler
er ist ein Schmeichler
er ist mein herzallerliebster Schatz
Die erste Liebe
die kommt von Herzen
die zweite Liebe
die brennt noch heiß
Ach ach, wie glücklich ist doch der Jüngling
der niemals weiß, was Lieben heißt.
Eine weitere Version dieses Liedes ist aus Klagenfurt am Wörthersee, der Hauptstadt des südösterreichischen Bundeslandes Kärnten, bekannt. Diese Variante stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert.
Lehrmeister von Paris
saß ich vor meiner Hüttentür,
da kam ein Jüngling ganz jung von Jahren
und setzte sich an meiner Seit
O liebes Mädchen, o laß mich lieben,
ich bin der Lehrmeister aus Paris!
O lieber Jüngling, ich kann nicht lieben,
weil ich nicht weiß, was Liebe ist!
Des andern Morgens, da schleichen beide,
von dem die Mutter gar nichts weiß.
Jedoch der Vater, der kann es wissen,
weil er auch weiß, was Liebe heißt.
Des andern Morgens, da schreit die Mutter:
O liebes Töchterlein, o steh nur auf.
„O liebe Mutter, laß mich schlafen,
ich hab heut nacht das Lieben gelernt.
Er ist ein Heuchler und ein Verführer,
der dir dein junges Blut beraubt.
Er ist kein Heuchler und kein Verführer,
er ist der Lehrmeister von Paris!
Tausend Taler wollt ich geben,
wenn ich den Lehrmeister sehen könnt!
O liebe Mutter, den kannst du sehen,
der kommt heut abends her zu mir!
Während in den letzteren beiden Varianten lediglich vom „Lehrmeister aus (bzw. von) Paris“ die Rede ist, wird in der ersten Version die Person genauer charakterisiert und man erfährt, dass es sich um ein „Zimmergesellenblut“, also einen Zimmermann, handelt.